Am Morgen ein wenig Trailmagic genießen

Was bedeutet “Trailmagic” denn eigentlich? Darunter dürfte jeder etwas anderes verstehen und mit Sicherheit kommt es auch darauf an auf welcher Tour man ist und mit welchen Schwierigkeiten man kämpft. Auf den amerikanischen Trails gibt es unglaublich hilfsbereite Menschen die den Wanderern auf ihren Touren helfen, sei es mit Nahrungsversorgung, einer Unterkunft oder dem Transport von/zu einer Stadt.

Ich durfte ein ganz klein wenig Albsteig-Trailmagic am heutigen Morgen genießen. Übernachtet hatte ich in Schlat das etwas mehr als 2 km vom eigentlichen Albsteig entfernt liegt. Für mich persönlich ist, und ich glaube vielen anderen Fernwanderern geht es auch so, jeder Kilometer abseits des eigentlichen Wegs ein Dorn im Auge. Man ist bereits unglaublich viel unterwegs und möchte dann keine langen extra Wege laufen.

Ich nahm das Angebot meines Gastgebers mich zum Trail zu fahren dankend an. Dadurch sparte ich mir mehr als 30 Minuten Zeit die ich gut gebrauchen konnte, denn für den Nachmittag war wieder Regen angekündigt. Vielen Dank nochmals!

Fuchseck und Boßler

Vom Wanderparkplatz Gairenbuckel nahm ich das Fuchseck in Angriff. Wie meist sind die Steigungen auf der Schwäbischen Alb moderat und man kommt gut voran. Trotzdem bin ich nach dem Aufstieg auf das Fuchseck wieder gleich am Morgen durchgeschwitzt. In solchen Momenten war ich wirklich froh mir gute T-Shirts aus Merinowolle gekauft zu haben. Trotzdem man gleich am Morgen komplett durchgeschwitzt ist, fängt man nicht an zu übel zu riechen. Ich gehe auf eine anstrengende Wanderung nie mehr ohne meine Merino Shirts!

Auf dem Fuchseck lohnt es sich eine kleine Pause einzulegen, denn die Aussicht ist wieder einmal bombastisch und das Wetter macht auch mit. Danach beginnt ein längerer Abschnitt entlang des Albtraufs auf dem Weg in Richtung Autobahn A8. Nach etwas mehr als 10 km kommt man dann zur Autobahn die man bequem über eine Brücke überquert. Nun geht es wieder aufwärts zum Boßler der wieder mit tollen Aussichten den Aufstieg belohnt.

Das Problem mit der Unterkunft

Ich startete den heutigen Tag ohne zu wissen wo ich heute übernachten werde. In meinem Wanderführer wurden einige Möglichkeiten genannt, von denen aber nur eine direkt am Albsteig liegt. Es soll einen Gasthof Bläsiberg mit Übernachtungsmöglichkeit geben. Bereits gestern hatte ich versucht die Besitzer telefonisch bzw. per eMail zu erreichen, jedoch ohne Erfolg. Ich musste akzeptieren, dass ich eine Alternative etwas abseits des Albsteigs suchen muss. Ich könnte nach Wiesensteig oder nach Schopfloch laufen.

In Schopfloch gibt es aber nur Ferienwohnungen und diese werden häufig nicht an Wanderer vermietet. Also versuchte ich mein Glück in Wiesensteig und dachte, dass dies kein größeres Problem sein wird. Das sollte sich aber als Fehler herausstellen. In den ersten beiden Hotels die ich anrief bekam ich eine Absage. Mein Frustlevel stieg weiter an. Nach weiterer Recherche fand ich dann das Hotel am Selteltor bei dem ich glücklicherweise ein freies Zimmer ergattern konnte. Nicht billig aber ich hatte keine Alternative.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich das Thema Unterkunftsuche unterschätzt hatte. Ich dachte ich kann ganz einfach einen Tag zuvor oder am gleichen Tag eine Übernachtungsmöglichkeit finden. Schließlich sind noch keine Ferien und ich wollte flexibel sein bei der Planung meiner Etappen. Aber weit gefehlt. Es kostete mich etliche Male viel Zeit und Nerven während der Wanderung zu recherchieren und bei den Anbietern anzurufen. Ich vermute, dass dies während der Coronazeit noch ein wenig schwieriger war als sonst, denn einige Anbieter hatten aufgrund der Pandemie nicht geöffnet.

Der Ort Wiesensteig liegt nicht direkt auf dem Albsteig, somit durfte ich etwas mehr als 3 km zusätzlich wandern um zu meiner Unterkunft zu gelangen. Ich komme über einen den Wanderweg HW7 an mein Ziel, der einen tollen Blick auf Wiesensteig erlaubt und von dem man auch die nahegelegene Autobahn A8 sieht. Zudem wird gerade über das Tal eine riesige Brücke (siehe Bildgalerie) für die neue Bahnstrecke gebaut.

Abendessen in Wiesensteig

Kurz bevor es zu regnen begann checkte ich in mein Hotelzimmer ein und suchte dann nach einer Einkehrmöglichkeit. Fastfood hatte ich bisher noch nicht auf meinem Speiseplan und ich hatte heute große Lust auf Kebab. Die Entscheidung war getroffen und ich bestellte mir einen Dönerteller im Kebabhaus.

Es waren keine Tische mehr frei. Die Tische waren besetzt von Bauarbeitern und einem Obdachlosen. Notgedrungen setzte ich mich an einen Tisch zusammen mit dem obdachlosen Mann. Ich war, das gebe ich offen zu, nicht glücklich darüber. Meistens sind die Gerüche um einen Obdachlosen herum nicht allzu angenehm und diese will man beim Essen ganz und gar nicht in seiner Nase haben.

Eine überraschendes Gespräch

Der Mann sprach mich nach kurzer Zeit an und wir kamen ins Gespräch. Auch ein Bauarbeiter beteiligte sich. Er erzählte von der Baustelle an der großen Bahnbrücke die bald fertiggestellt ist. Der Obdachlose erkundigte sich über meine Wanderung und teilte mit mir Ideen, wo man in der Nähe wild übernachten könnte. Er kannte sich in Geografie sehr gut aus, konnte meinen Weg sehr gut nachvollziehen und gab mir noch ein paar Tipps für die nächsten Etappen. Welch eine Überraschung! Ich hatte mit vielem heute Abend gerechnet, aber nicht damit, dass wir in solch einer Runde zusammensitzen und uns gut unterhalten.

Nachdem ich gegessen hatte wollte ich den Obdachlosen einladen und ihm vorschlagen, dass er sich etwas auf meine Kosten bestellen kann. Überraschenderweise lehnte er ab! Er bedankte sich herzlich, sagte aber dass dies nicht nötig sei. Er warte bis der Laden schließe und fragt dann ob er die übrigen Reste erhalten darf. Ich war von diesem Mann tief beeindruckt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hätte zu gern mehr von seiner Lebensgeschichte erfahren, aber ich traute mich nicht ihn danach zu fragen.

Tipps

• Es gibt auf der Etappe keine Möglichkeit zur Einkehr. Bitte nehmt euch genug Verpflegung mit.
  Das Boßlerhaus wäre eine Möglichkeit, hat aber nur Samstag und Sonntag geöffnet.
• Bitte vorzeitig überlegen wo ihr übernachten wollt. Die aus meiner Sicht beste Option dürfte aktuell Wiesensteig sein. Wollt ihr günstig übernachten dann ist es besser frühzeitig zu reservieren.

Übernachtung in Wiesensteig

Wie bereits erwähnt habe ich im Hotel am Selteltor übernachtet. Wieder einmal zahlte ich mit 72,- € für die Nacht mehr als ich ursprünglich budgetierte. Ich wollte eigentlich im Schnitt ca. 50€ pro Nacht ausgeben, durfte auf meiner Wanderung aber lernen, dass dies nicht klappen wird. Die günstigen Übernachtungsmöglichkeiten waren meist bereits ausgebucht.

Das Hotel am Selteltor hat meine Erwartungen dennoch voll erfüllt. Schöne Zimmer, ein netter Gastgeber und ein reichhaltiges Frühstück werden geboten.

Gesamtbewertung der Albsteig Etappe 8

Insgesamt war es eine Etappe die sich im Mittelfeld bewegt. Es gab einige Höhepunkte wie das Fuchseck aber das Niveau auf dem Albsteig ist hoch. Insofern gibt es gute drei von fünf Sternen.